Neue Energie fürs Fischbachtal
Fragebogen-Aktion beginnt: jeder Haushalt bekommt einen Papier-Fragebogen und nachfolgend ist der Link zur Online-Version:
Die Initiative Fischbachtal startet Fragebogenaktion
Hier können Menschen (nur) aus Fischbachtal den Fragebogen online ausfüllen und absenden: https://easy-feedback.de/neueenergie/1867191/QlWKbz Bitte jede Person maximal einen Fragebogen.
Die Initiative besteht aktuell aus diesen Personen: Günter Glas, Frank Liebig, Andreas Kahnert, Silke Klinger, Stephan Kühn, Laurenz Pries, Michael Seipel, Philipp Thoma, Manuela Wilferth, Rita Wurzel.
Erläuterungen zum Fragebogen
In dem Frageboogen werden verschieden Ernergieformen benannt, die nachfolgend erleäutert werden:
Wind: Ein Windrad mit Narbenhöhe von ca. 150 Metern erzeugt je nach Standort bis zu 7 Mio kWh Strom, versorgt damit über 1.500 Haushalte mit sauberem Strom und spart rund 6.500 t CO2 ein. Der Abstand zu Wohnsiedlungen liegt in Hessen bei 1.000 Metern, zu kleineren Weilern ist er geringer. Moderne WR sind recht gut recyclebar.
Nähere Infos: Windenergie / LEA - LandesEnergieAgentur (lea-hessen.de)
Sonne: Photovoltaikanlagen (PV) gewinnen Strom aus Sonnenenergie. Fischbachtal nimmt bei der Nutzung dieser Energie (13,4% Anteil) den Spitzenplatz im Landkreis ein. Bislang liefern private sog. Balkonsolargeräte und Dachanlagen diesen Strom. Die Gestehungskosten liegen hier bei ca. 9 – 11 Cent/kWh. Größere Freiflächensolaranlagen mit aufgeständerten Modulen können pro ha ca.1,2 Mio kWh erzeugen. Mit 5 – 10 ha ließen sich 2 – 3.000 Haushalte versorgen und die Gestehungskosten liegen nur noch bei ca. 5 Cent/kWh.
Möglich sind auch sog. Agri-Photovoltaikanlagen, wo unter höher aufgeständerten Modulen eine landwirtschaftliche Nutzung möglich ist.
Nähere Infos: Solarenergie / LEA - LandesEnergieAgentur (lea-hessen.de)
Holz: ein Anteil qualitativ minderwertigen Holzes aus nachhaltig bewirtschafteten, hiesigen Wäldern kann zu Hackschnitzeln verarbeitet werden. Damit können größere Gebäudekomplexe (z.B. Schule /Rathaus / Turnhalle) und ggf. benachbarte Gebäude über Nahwärmenetze klimaneutral beheizt werden. Mittels Blockheizkraftwerken ließe sich zudem ggf. Strom erzeugen.
Nähere Infos: https://redaktion.hessen-agentur.de/publication/2021/3570_Hinweise-zur-Foerderung-von-Bioenergieprojekten-2012.pdf
Erd- / Luftwärme: die Wärme des Erdinneren oder der Luft wird für die Heizung und Warmwasserzubereitung genutzt. In geschlossenen Leitungen verdampft ein Kältemittel durch die Aufnahme der Boden- / Luftwärme bei niedrigem Druck und niedriger Temperatur. Dieses Kältemittel wird verdichtet und erwärmt sich dadurch. Die Wärme wird über einen Wärmetauscher an den Heiz- bzw.- Warmwasserkreislauf abgegeben. Pro kWh Strom kann so die 4 – 6-fache Heizenergie gewonnen werden. Grüner Strom reduziert die Umweltbelastung enorm.
Nähere Infos: https://redaktion.hessen-agentur.de/publication/2023/4082_Broschre_Wrmepumpe_fuer_bestehende_Wohngebaeude.pdf
In einem weiteren Abschnitt des Fragebogens wird nach Anforderungen an künftige Energieträger gefragt. Darin fanden wir diesen Unterpunkt erläuterungsbedürftig:
Beeinflussung Lebensumfeld: Im Vergleich zu konventionellen Energieträgern (Kohle, Öl, Atom oder Gas) haben erneuerbare Energieträger deutlich geringere negative Umweltauswirkungen. Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Genehmigungsverfahren werden die Umweltauswirkungen jeder neuen Anlage (Gutachten zum Arten- und Biotopschutz, Emissionsgutachten aller Art etc.) geprüft und daraus Vorgaben erstellt. Dennoch können eventuelle Geräusche, Schattenwurf, Blendwirkungen etc. sowie die Veränderung des Landschaftsbildes als Beeinträchtigung des Lebensumfeldes wahrgenommen werden.
Bericht von der öffentlichen Veranstaltung zur Energieversorgung im Fischbachtal am 08.07.24
Großen Andrang gab es bei unserer Veranstaltung zur Energieversorgung im Fischbachtal am 08.07.24. Und obwohl die Vorträge und Diskussionen fast drei Stunden umfassten, blieben fast alle Teilnehmende bis zum Ende dabei. Damit haben wir unser erstes Ziel bereits erreicht: Möglichst viele Menschen bei der Umstellung unserer Energieversorgung mitzunehmen. Zur gelungenen Veranstaltung beigetragen hat sicherlich auch die gelungene und kurzweilige Moderation von Pfarrer Bähringer aus Groß-Bieberau.
Nach einer kurzen Begrüßung und Einleitung durch unseren Bürgermeister wurden zu Beginn der Veranstaltung die technischen und wirtschaftlichen Hintergründe erläutert. Wir konnten dazu Herrn Prof. Dr. Jeromin von der Hochschule Darmstadt gewinnen. Er erläuterte, warum Sonne und Wind die zentralen Energieträger der Zukunft sein werden. Warum die Zeiten von billigem Öl definitiv nicht wieder kommen werden. Und, dass die ganze Welt auf uns (ok, nicht auf uns im Fischbachtal, aber sehr wohl auf uns in Deutschland) schaut mit der Frage: Wie geht eine so erfolgreiche Industrienation mit der Energiewende um?
Von einer inspirierenden Reise
In Anschluss berichtete unsere Delegation von der Bildungsreise nach Wildpoldsried. Diese Gemeinde war vor 30 Jahren die kleinste und ärmste in ihrem Landkreis (na, klingelts?), produziert heute die 8-fache der selbst benötigen Energie selbst und erzielt damit einen Gewinn von mehreren Millionen Euro pro Jahr. Berichtet wurde auch über die Art der Zusammenarbeit in der Gemeinde im Parlament „wir haben keine Fraktionen – das gibt nur Ärger“ und über spannende Erkenntnisse zur Energieeffizienz „ein einziges hohes Windrad genügt“. Auch der Strategieprozess zur Einbindung aller Bürgerinnen und Bürger, etwa über einen Fragebogen und eine eigene „Dorf-GmbH“ wurden vorgestellt. Deren Gewinne fließen zu großen Teilen zurück in gemeindliche Einrichtungen wie Sportplätze, Schwimmbad, Bürgerhaus. Und der Rest bleibt ebenfalls in Bürgerhand, denn alle Bürger konnten sich an den Projekten beteiligten und damit auch persönlich eine attraktive Rendite erwirtschaften.
Was geht in Fischbachtal?
Im dritten Teil der Veranstaltung wurde dann aufs Fischbachtal geschaut. Wir konnten lernen, wo es grundsätzlich geeignete Flächen für Photovoltaik oder Windkraft gibt und wo wir als Gemeinde derzeit stehen. Das Potential unseres Waldes wurde ebenfalls vorgestellt (reicht alleine nicht aus, kann aber eine gute Beimischung sein). Wir haben weitere Energieträger beleuchtet, etwa die Geothermie. Einige Lösungen können dabei von jedem und jeder persönlich umgesetzt werden, andere erfordern ein gemeinsames Vorgehen – so gibt ein Nahwärmenetz nur Sinn, wenn sich genügend Haushalte anschließen lassen. Wir haben anschließend gelernt, dass wir das Energiesparen verlernt haben. Und überlegt, wie wir wieder zu einem bewussteren Umgang mit Energie kommen können. Abschließend gab es einen Ausblick auf einen möglichen Strategieprozess fürs Fischbachtal (auch wir wollen eine Umfrage machen) und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Arten von Bürgerbeteiligungen (bis hin zu einer eigenen Dorf GmbH) an einem gemeinsamen Projekt wurden beleuchtet.
Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse wurden nochmals präsentiert und die Veranstaltung endete mit einem Aufruf zur Beteiligung und dem Ausblick auf einen baldigen Fragebogen. Den Aufruf möchten wir an dieser Stelle gerne wiederholen: Wer sich einbringen mag, erreicht uns unter neueenergie@fischbachtal.de.
Wir, das sind aktuell Jakob Beckhausen, Günter Glas, Silke Klinger, Stephan Kühn, Frank Liebig, Laurenz Pries, Michael Seipel, Philipp Thoma und Manuela Wilferth.
Impressionen
Veröffentlicht am Donnerstag, 12. September 2024